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Nicht nur wir Menschen können unter Stress
leiden, auch unsere Tiere. Gerade in der heutigen
stark technisierten Zeit setzen wir uns vermehrt
Stress aus. Aber was ist eigentlich Stress und
wovon wird er ausgelöst?
Wir unterscheiden
- positiven Stress (Eustress),
der durch die gesteigerte Energieversorgung
des Körpers für optimale Reaktionsbereitschaft
und Leistungsvermögen sorgt. Wir laufen
zu Höchstleistungen auf.
- negativen Stress (Distress),
der dann auftritt, wenn der Stress langanhaltend
und stark ist und sich krankhafte Veränderungen
zeigen (Beschwerden mit Magen-Darm-Trakt, Nieren,
Herz, Kreislauf, Schwächung des Immunsystemes
etc.). Er vermindert Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit
und Gesundheit.
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Wie reagiert der Körper auf Stress?
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Reaktion in 3 Phasen
- Alarmreaktionsphase
Optimale Reaktionsbereitschaft durch Zusammenspiel
von Nervenimpulsen und Hormonausschüttungen
- Widerstandsphase
Widerstand gegenüber Auslöser ist
erhöht, gegenüber anderen Reizen herabgesetzt.
Bewältigungsversuch geht zu Lasten der
Widerstandsfähigkeit gegenüber anderen
Stressoren
- Erschöpfungsphase
Organismus kann bei anhaltendem Stress nicht
mehr standhalten. Die Symptome aus der Alarmreaktionsphase
bleiben dauerhaft vorhanden. Diese anhaltende
Hochspannung kann zu organischen Krankheiten
und sogar zum Tod führen.
Daraus ist zu schlussfolgern, dass ein gewisses
Mass an Stress gesund und notwendig ist, aber
immer wieder genügend Ruhephasen vorhanden
sein müssen, damit sich der Hund erholen
kann. Vorallem wenn wir von unserem Hund Höchstleistungen
fordern, sei es im Sport (Training, Wettkämpfe)
oder in der Freizeit (Wanderungen, wilde Spiele,
anstrengende Situationen). Ansonsten führt
es zu Dauerstress und körperlichen Beschwerden.
Der Stressabbau dauert zwischen 2 bis 6 Tagen.
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Viele Situationen oder Tätigkeiten können
Stress bei unseren Hunden auslösen. Auch
hier ist es wieder wichtig, den Hund aufmerksam
zu beobachten um allfällige Abweichungen
vom normalen Verhalten sofort festzustellen. Vielleicht
leidet unser Hund schon leit längerem unter
einigen Symptomen, wir waren uns dies jedoch gar
nie bewusst. Wenn wir dann das Übel an der
Wurzel packen können, wird es unseren Hunden
und auch uns viel besser gehen und das Zusammenleben
wird harmonischer sein.
Hier einige mögliche Stressauslöser:
- Ausstellungen/Messen
Hier findet eine enorme Reizüberflutung
statt. Meist werden diese Ausstellungen in grossen
Hallen mit Tausenden von Menschen und vielen
anderen Hunden durchgeführt. Der Anfahrtsweg
und wenig bis keine Bewegungsmöglichkeiten
födern die Stressbildung zusätzlich.
- Autofahrten
Hunde können durch die vorbeirasenden Eindrücke
überfordert werden, was sie mit ununterbrochenem
bellen zu kompensieren versuchen. Oder aber
ihnen wird körperlich schlecht beim autofahren,
müssen erbrechen.
- Bedrohung
Hund fühlt sich durch jemanden oder etwas
bedroht, sein Körper wird dadurch in Alarmbereitschaft
gesetzt
- Besuch Tierarzt
Viele Hunde spüren, wenn es zum Tierarzt
geht, und haben schlechte Erlebnisse (Schmerzen,
Spritzen, Angst) damit verknüpft. Sie stehen
unter Stress.
- Bewegungseinschränkung
Ketten- und Zwingerhaltung
- Einsamkeit / Langeweile
Wenn der Hund alleine gelassen wird oder keine
Aufgaben hat.
- Emotionale Aufregung
Positive wie negative Aufregung kann Stress
erzeugen. Sei es das Erkunden von Neuem oder
das Verarbeiten von Reizen.
- Erschöpfungszustände
Überbeanspruchung bei Spaziergängen,
Hundesport oder Spiel
- Erwartungsunsicherheit
Hund weiss nicht, was von ihm erwartet wird,
sein Mensch drückt sich nicht klar aus
oder er hat ihm die Kommandos noch nicht gelernt
- Falsche Zusammensetzung
Hunderudel
Wenn mehrere Hunde in einer Familie leben müssen,
sich die Hunde aber nicht verstehen, ist das
ein sehr grosser Stressauslöser. Die Hunde
versuchen sich ständig aus dem Weg zu gehen,
was sehr anstrengend ist. Stellen wir uns vor,
dass wir mit jemandem zusammenleben müssen,
den wir total unsympathisch finden!
- Harte Ausbildungsmethoden
Hund wird geängstigt (überstrenge,
gebrüllte Kommandos) oder ihm werden Schmerzen
(Leinenruck, Reizstromgeräte etc.) zugefügt
- Hektik, Gewalt, Wut, Ärger,
Aggression
Ist sein Umfeld mit diesen Gefühlen versehen
(Streit in der Familie, etc.), kann er sich
davon gestresst fühlen
- Hundesport
Kann Stress auslösen aufgrund von hohem
Tempo oder Leistungsdruck, vor allem bei Teilnahme
an Wettkämpfen
- Hypersexualität
Häufiger bei Rüden vorkommend, wenn
er unter sehr hohem Triebstau steht
- Jagd- und Rennspiele
Lässt man seinen Hund einem Ball oder Stock
hinterher jagen, simuliert man damit das Beutejagen
und -schlagen. Die Jagd der Caniden besteht
aus verschiedenen Handlungssequenzen (Beute
aufspüren, verfolgen, belauern, angreifen,
töten), das Hinterherrennen und Fangen
von Bällchen gehört zur letzten Phase,
dem Angriff. Dafür werden grosse Mengen
an Adrenalin ausgeschüttet, das der Hund
benötigt, um die nötige Kraft und
Schnelligkeit für das Erlegen der Beute
zu erlangen. Wenn wir unseren Hunden Stöcke
werfen, finden diese Ausschüttungen dauernd
statt. Das ist auch der Grund dafür, warum
diese Spiele den Hund stark aufpeitschen. Gleiches
gilt für exzessive Rennspiele.
- Kinder
Meist sind Kinder noch nicht in der Lage mit
dem Hund richtig umzugehen und der Hund wird
von den Kindern gequält oder nicht in Ruhe
gelassen.
- Körperkontakt
Körperkontakt ist wichtig, die Hunde mögen
und brauchen ihn, aber im Mass und nach ihren
Regeln. Wird dem Hund ständiger Körperkontakt
aufgedrängt oder ihm dieser permanent verwehrt,
löst das Stress aus. Man muss die Bedürfnisse
des Hundes beachten.
- Körperliches Unwohlsein
Allerlei kann körperliches Unwohlsein auslösen,
wie Hunger, Durst, Kälte, Wärme, Lärm,
volle Blase etc.
- Krankheiten
Krankheiten, Verletzungen, Traumata, Schock,
Taubheit, Blindheit etc.
- Läufigkeit der Hündin
Abwehren von aufdringlichen Rüden kann
sehr belastend sein
- Plötzliche Veränderungen
Umzug, Familienwachstum, Besitzerwechsel etc.
- Populationsdichte
Werden zu viele Hunde auf zu engem Raum gehalten
und sind nicht genügend Rückzugsmöglichkeiten
für die einzelnen Hunde vorhanden, kann
dies zu grossem Stress führen. Oftmals
kommt es gar zu Mobbing eines schwächeren
Hundes, was für diesen sehr belastend und
auch gefährlich sein kann.
- Raues und wildes Spiel
Wird ein Spiel zwischen Hunden zu grob oder
zu wild, versucht der überforderte Hund
aus der Situation zu entkommen. Meist geschieht
dies durch Flucht oder hektisches Abwehrschnappen,
das in Abwehrverhalten gipfeln kann.
- Regeln
Zu viele oder keine Regeln - beides kann den
Hund überfordern. Ein gesundes Mittelmass
ist wichtig, so dass sich Hund und Mensch wohlfühlen.
- Schlafdefizite
Können entstehen durch Krankheit und Schmerzen,
wenn das Ruhebedürfnis des Hundes nicht
respektiert wird, nicht genug Rückzugsmöglichkeiten
vorhanden sind.
- Trauer
Wenn Bezugsperson oder Hundegefährte stirbt,
Intensivität und Dauer der Trauer ist abhängig
von der Stärke der Bindung
- Unruhe im häuslichen
Bereich
Eine permanente Geräuschkulisse zu Hause
oder viel Besuch und fremde Menschen, die ein
und ausgehen, können den Hund stressen.
- Unverständliches Verhalten
Wenn der Hund für Verhalten gestraft oder
getadelt wird, das seinem natürlichen Verhalten
entspricht (z.B. wenn er knurrt, wenn wir ihm
etwas aus dem Fang nehmen wollen). Das verunsichert
den Hund enorm, weil er diese Strafe nicht verstehen
kann.
- Unwetter
Es gibt Hunde, die sich sehr vor Gewittern fürchten,
oder Stürmen, Hagel, Erdbeben etc.
- Verlassenheitsängste
Wurde der Hund nicht ans alleine sein oder das
warten gewöhnt, entsteht grosse Angst.
Der Hund hat nicht gelernt, dass seine Bezugsperson
wieder zu ihm zurückkehrt.
- Vermenschlichung
Ein vermenschlichter Hund leidet, enorm sogar,
denn er wird als Individuum, als Hund nicht
verstanden und nicht respektiert.
- Versagen
Hund erzielt im Training oder Sport keine Erfolge,
ist dauerfrustriert, spürt evtl. Unzufriedenheit
seines Menschen
- Welpenspielgruppen
Welpen sind schnell überfordert und gestresst,
wenn eine Welpengruppe nicht professionell durchgeführt
wird. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf
das spätere Verhalten des Hundes haben.
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Im Folgenden sind Symptome aufgeführt, die
Stress bedeuten können, aber nicht müssen.
Wenn man den Hund aufmerksam beobachtet oder diese
Verhalten notiert, wird sich zeigen ob es sich
um Stress handelt. Oft treten gleichzeitig mehrere
Symptome auf.
- Allergien
Länger andauernder Stress schwächt
das Immunsystem und kann das Entstehen von Allergien
fördern oder die Entwicklung einer bestehenden
Allergie negativ beeinflussen. Hunde können
allergisch sein auf Futter, Milben, Flohmittel,
Pollen, Gräser, Insektizide etc.
- Appetitlosigkeit
Bei starkem Stress nehmen Hunde keine Nahrung
auf (z.B. in fremder Umgebung) oder spucken
die leckersten Guttis wieder aus (Überforderung
im Training).
- Beschwichtigungssignale
Sie können dann ein Zeichen von Stress
sein, wenn sie sehr oft und anhaltend gezeigt
werden. Zum Beispiel wenn der Hund in Situationen
gebracht wird, die ihn überfordern.
- Fresssucht
Hund schlingt hektisch alles herunter was er
finden kann, egal ob die Dinge essbar sind oder
nicht. Dies kann zu lebensgefährlichen
Verletzungen führen.
- Gegenstände zerstören
Hunde tun dies nicht aus Protest sondern als
Zeichen von grossem Stress, oft bei Trennungsangst.
- Haarausfall
- Hautprobleme
Ekzeme, Juckreiz, wunde Stellen
- Hecheln
Durch Stress wird Herzfrequenz und Muskelspannung
erhöht, wodurch mehr Sauerstoff verbraucht
wird. Gleichzeitig wird durch erhöhten
Stoffwechsel mehr Körperwärme produziert.
Dem wird mit Hecheln entgegengewirkt.
- In die Leine beissen
Hunde zeigen dieses Verhalten wenn sie überfordert
sind, sie reagieren sich damit ab.
- Koten und Urinieren
Wenn häufig gezeigt, kann es sich um ein
Stresssymptom handeln. Wir Menschen kennen dies,
wenn wir aufgeregt sind und oft aufs Klo müssen.
Bei Hunden ist es das Gleiche, durch die Adrenalinausschüttung
und die Aktivierung des sympathischen Nervensystems
wird Darmtätigkeit ausgelöst. Durch
die Verschiebung des Wasserhaushaltes kommt
es zu häufigem urinieren.
- Nervosität
Hund ist schreckhaft, wirkt nervös
- Ruhelosigkeit
Hund kann sich nicht entspannen, findet keine
Ruhe, achtet ständig auf Geräusche,
ist permanent in Bewegung
- Schlechte Fellbeschaffenheit
- Schlechte Konzentrationsfähigkeit
Hund kann sich bei Übungen schlecht konzentrieren,
wirkt nervös und abgelenkt.
- Schütteln
Wird vom Hund oft nach schwierigen oder anstrengenden
Situationen gezeigt, zum Beispiel nach Begegnungen
mit anderen Hunden. Durch das Schütteln
kann der Hund die Anspannung lösen.
- Schuppenbildung
- Schweisspfoten
Hunde verfügen über einige Schweissdrüsen,
unter anderem an den Pfoten. Ein gestresster
Hund kann darum feuchte Pfotenabdrücke
hinterlassen.
- Stereotypien
Sehr gut bekannt von den Tieren im Zoo, die
oft Bewegungsstereotypien in ihren kleinen Käfigen
entwickeln. Auch bei Hunden können Stereotypien
entstehen, in Form von Hinterherjagen des eigenen
Schwanzes, monotones Bellen, exzessives Lecken,
Auf- und Ablaufen, Achterschlingenlaufen etc.
- Störungen Magen-Darm-Trakt
Am häufigsten treten Durchfall und Erbrechen
auf.
- Tropfende Nase
- Überreaktion
Situationen in denen der Hund normalerweise
ruhig und gelassen bleibt, zeigt er nun plötzlich
unruhiges, ängstliches oder aggressives
Verhalten.
- Übertriebene Körperpflege
Kann gleichzeitig Ausdruck und Kompensation
von Stress sein. Der Hund leckt sich andauernd,
so dass es zu offenen und wunden Stellen führen
kann. Wenn diese offenen Stellen zu schmerzen
beginnen, schüttet der Körper Endorphine
("Glückshormone") aus, welche
schmerzlindernd und stimmungshebend wirken.
- Übertriebene Lautäusserungen
Darunter versteht man Dauerbellen, jaulen und
winseln. Es ist kein Protestverhalten des Hundes,
sondern zeigt Überforderung und Stress
des Hundes. Es ist ein Ventil für ihn.
- Unangenehmer Körpergeruch
und Mundgeruch
Meist fällt der Mundgeruch besonders auf
weil der gestresste Hund vermehrt hechelt. Stress
verursacht eine erhöhte Magensäuresekretion,
welche sich durch unangenehmen Körpergeruch
bemerkbar macht.
- Ungesundes Aussehen
Hund wirkt insgesamt krank => trübe
eingefallene Augen, schlaffe gedrungene Körperhaltung,
hängende Rute, Haarausfall, Schuppen
- Weit aufgerissene Augen
- Zittern
Aufgrund des Anstiegs des Muskeltonus versucht
der Körper durch zittern die angespannten
Muskeln zu lockern, damit ein Krampf verhindert
werden kann.
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v. Reinhardt
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